2014 in Rio noch im Finale gestanden, 2018 im TV-Studio in Baden-Baden. Doch statt Trübsal zu blasen, macht Christoph Kramer einen richtig guten Job als WM-Experte für das ZDF. Der Mittelfeldspieler beweist, wie menschlich und sympathisch Fußballer auftreten können.
Er hätte genauso gut am Strand von Ibiza liegen können. Die Bundesliga-Saison mit Borussia Mönchengladbach samt dem kräftezehrenden Kampf um die Europa-League-Plätze war schließlich anstrengend genug für Christoph Kramer.
Doch statt für Strand und Meer entschied sich Kramer für das TV-Studio in Baden-Baden. Dort analysiert er zusammen mit ZDF-Moderator Jochen Breyer die Spiele der Weltmeisterschaft in Russland. Und statt überheblich, arrogant oder selbstsicher aufzutreten ist Kramer einfach ziemlich sympathisch und zugänglich.
Kramer gibt die Spielerperspektive wieder
Seine Entscheidung für den neuen Nebenjob erklärt der 27-Jährige wiefolgt: “Der ausschlaggebende Punkt war, dass ich nicht dabei bin. Ich gucke halt unheimlich gern die WM. Als die Anfrage kam, musste ich nicht lange darüber nachdenken. Ich gucke sie sowieso, gebe bei Freunden immer auf der Couch meinen Senf dazu. Dann kann ich es auch mit dem Mikrofon tun. Das ist für mich kein Nichturlaub, sagen wir es so.”
Zugegebenermaßen: Vor dem Mikrofon klingt Kramer noch etwas nüchtern, ja fast schüchtern auch. Die großen, emotionalen Gefühlsausbrüche bleiben bisher aus. Aber bei welchem TV-Experten gibt es die schon? Im Gegensatz zu den Funktionären und Botschaftern des DFB gibt der Gladbacher Einblicke in die Spielerperspektive – und das kommt gut an bei den Zuschauern.
TV-Experte, der zugibt, wenn er etwas nicht weiß!
Kramer zeigt aber auch: Nicht jeder Experte muss die Statistiken mit Löffeln gefressen haben. Nicht jeder Experte muss sich möglichst diplomatisch ausdrücken, ohne am Ende überhaupt etwas gesagt zu haben. Kramer hingegen regt sich auch mal auf, er gibt auch mal zu, wenn er etwas nicht weiß.
Nachdem Yussuf Poulsens Handspiel beim 1:1 der Dänen gegen Peru zunächst nicht gepfiffen wurde und der Schiedsrichter später doch auf den Punkt zeigte, nachdem er die Videobilder noch einmal prüfte, sagte Kramer im TV: “Mich regt diese Handspielregel sowas von auf. Das ist für mich einfach nur noch Willkür. Ich kann dir 50 Szenen zeigen, die wurden gepfiffen. Ich kann dir 50 Szenen zeigen, die wurden nicht gepfiffen.” Und weiter: “Diese Willkür in der Handspielregel – ich verstehe sie selber nicht. Ich finde das ganz, ganz schlimm!”
TV-Zuschauer sind begeistert
In den sozialen Netzwerken gibt das viel Lob. Ein User schreibt bei Twitter: “Christoph Kramer wirkt im TV-Studio wie ein echter Mensch.” Eine andere Zuschauerin sagt: “Wie gut ist bitte Christoph Kramer? Super Expertenwahl!”. Ein weiterer schreibt: “Es wird Zeit, ein Kompliment an Christoph Kramer zu posten. Ich gestehe, ich hätte ihm nicht zugetraut, fachlich so versiert und absolut sympathisch seine Sicht der Dinge schildern zu können. Sehr wohltuend im Vergleich zum Gespann Welke/Kahn.”
Es scheint, als könne Christoph Kramer bereits seine zweite Karriere planen. Oder lieber doch nicht: Als Ferienjobber gefällt uns der Weltmeister doch viel besser.
Ein Feature von Victoria Kunzmann
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