Alexander Kokorin gilt als gefährlichster Stürmer für Russland bei der WM 2018 im eigenen Land. Markant: Nach einer angeblichen Foto-Lovestory mit einem Kollegen wird er als schwul bezeichnet, verneint das jedoch. Das Wirrwarr drumherum zeigt, wie verbreitet Homophobie in Russland ist.
Zur Person: Alexander Alexandrowitsch Kokorin, so der ausführliche Name, ist so etwas wie der Popstar des russischen Fußballs. Er hat zum Beispiel mehr als 225.000 Follower bei Instagram. Der Mittelstürmer wurde am 19. März 1991 in der Provinzstadt Waluiki an der Grenze zur Ukraine geboren. Der Stürmer von Zenit Sankt Petersburg könnte bei der WM 2018 Russlands “Geheimwaffe” werden.
2011 gab er sein A-Länderspieldebüt für Russland, 2012 wurde er von Teamchef Dick Advocaat in den 23-Mann-Kader Russlands bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine berufen. Die WM im eigenen Land ist seine zweite Weltmeisterschaft.
Alexander Kokorin stürmte mit Kevin Kuranyi
Vereine: Aus der Provinz ging es in die Hauptstadt. Alexander Kokorin wurde in der Jugend von Lokomotive Moskau ausgebildet. Mit 17 wurde Kokorin Profi bei FK Dynamo Moskau, war fünf Jahre Stammspieler beim einstigen Europapokal-Teilnehmer – und Kollege von Ex-DFB-Kicker Kevin Kuranyi.
2013 ging es zum damals ambitionierten, weil vom russischen Milliardär Suleiman Kerimow protegierten Anschi Machatschkala – für kolportiert 19 Millionen Euro Ablöse. Spektakulär: Wegen prompt angekündigter Sparmaßnahmen wechselte er jedoch noch in derselben Transferperiode nach nur fünf Wochen und ohne ein einziges Pflichtspiel für Anschi Machatschkala für dieselbe Ablöse zurück zu Dynamo Moskau. Seit 2016 stürmt er für Zenit Sankt Petersburg, unter anderem an der Seite von Sbornaja-Kollege Oleg Schatow.
Schnellstes Länderspieltor für Russland
Kurioses/Besonderes: Alexander Kokorin kann es extrem schnell. Am 6. September 2013 schoss er im WM-Qualifikationsspiel gegen Luxemburg das schnellste Tor in der Geschichte der russischen Nationalmannschaft – nach 21 Sekunden traf er zum 1:0.
Weniger sportlich war das, mit was Kokorin 2012 konfrontiert wurde. Das war passiert: Im Dezember veröffentlichte der russische Webblog “Fußball in sozialen Netzwerken” eine angebliche Foto-Love-Story mit der Überschrift: “Wir sind zusammen”. Kokorin war gemeinsam mit Pawel Konstantinowitsch Mamajew zu sehen, einem drei Jahre älteren Profi vom Ligarivalen ZSKA Moskau. Anlass waren gemeinsame Urlaubsfotos.
Anschließend entbrannten Spekulationen, ob die beiden schwul seien. Dazu muss man wissen: Es wäre das erste Coming-out im russischen Fußball überhaupt gewesen. Und: Homosexualität ist – leider – in weiten Teilen der russischen Bevölkerung verpönt. Der entsprechenden Artikel enthielt so auch eine Vielzahl von beleidigenden Kommentaren, aber auch viel Kritik an den homophoben Verhältnissen war zu lesen.
Fragwürdig: Eine Fangruppe des russischen Premjer-Liga-Klubs Zenit St. Petersburg veröffentlichte ein sogenanntes Manifest, in dem der Verein aufgefordert wurde, keine schwulen, schwarzen oder nicht-europäischen Spieler mehr zu verpflichten. Nicht nur dieses üble Pamphlet macht deutlich, wie verbreitet die Homophobie in Russland ist. In mehreren Regionen des Landes gibt es Gesetze gegen “homosexuelle Propaganda”, und russische Politiker wie die Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa bezeichnen Homosexualität als “Krankheit”.
Kokorin bezog indes Stellung, als müsse er sich für etwas Außergewöhnliches oder gar Schlimmes rechtfertigen. Er sei hetero, erklärte er und veröffentlichte seither reihenweise Fotos mit seiner blonden Freundin auf Instagram. Das Thema Homophobie war zumindest auf die Agenda gebracht.
Alexander Kokorin ist stark im Tempodribbling
Stärken: Kokorin ist extrem schnell, mit einer guten Technik ausgestattet, sehr stark im Dribbling, hat einen gefährlichen Schuss. Zudem hat er für einen Stürmer einen guten Blick für die Nebenleute. Kurzum: Kokorin ist ein Angreifer, der gnadenlos vollstrecken, aber auch Mitspieler in Szene setzen kann.
Aber: Er ist oft zu schnell zufrieden, mit dem was er erreicht hat. Der letzte Wille fehlt mitunter, halten ihm Kritiker vor. Legt er diese Eigenschaft zur WM 2018 ab, kann er eine der Entdeckungen in Russland werden.
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