DFB-Team bei der WM 2018

Vor WM 2018: Besuch von Angela Merkel beim DFB-Team ist politisch brisant

Mit dem DFB-Team bei der WM 2018: Mesut Özil und Ilkay Gündogan (v.li.). (Foto: imago/Laci Perenyi)
Mit dem DFB-Team bei der WM 2018: Mesut Özil und Ilkay Gündogan (v.li.). (Foto: imago/Laci Perenyi)

Angela Merkel besucht die deutsche Nationalmannschaft im WM-Trainingslager. Die Visite der Bundeskanzlerin ist knifflig, weil die WM 2018 in Russland politisch umstritten ist. Mit Ilkay Gündogan und Mesut Özil gibt es zudem Gesprächsbedarf. Und auch Merkel muss sich Fragen gefallen lassen.

Klagenfurt – Ilkay Gündogan war viel daran gelegen, dass Fußball-Deutschland sich mit Blick auf die WM 2018 in Russland nur noch auf eben diesen Fußball und nicht mehr auf Politik konzentrieren solle.

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„Ich bin deutscher Staatsbürger, der die Nationalhymne singt. Aber was für mich viel wichtiger ist: Meine Kinder werden in diesem Land leben, das meiner Familie faire Chancen gegeben hat (…). Ab jetzt soll es endlich wieder um das gehen, was wir am besten können: Fußball! Und nicht mehr um Politik“, schrieb er in einem Statement bei Facebook: „Jetzt zählt nur eins: WIR wollen gewinnen.“

Özil und Gündogan bei Erdogan

Der Star von Manchester City und Kollege Mesut Özil (FC Arsenal) hatten zuvor für ein großes mediales Echo und teils Entrüstung gesorgt, weil sie den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan getroffen hatten.

Mehr noch: Gündogan hatte dem international schwer in die Kritik geratenen Erdogan ein Trikot der Citizens überreicht, darauf stand: „Mit großem Respekt für meinen Präsidenten!“ Die Aufregung war riesig.

Mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier trafen sich der xxx-Jährige und Özil sodann im Schloss Bellevue, vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und dem Bundespräsidialamt prächtig auf Social Media abgebildet.

Löw will Ruhe im DFB-Team

Es sollte Ruhe einkehren, der politisch-fußballerische Schulterschluss gesucht werden. Auch Joachim Löw erklärte, dass es damit mit Kritik und Reue auch gut sein solle. Doch der Wunsch, oder besser die Bitte des Bundestrainers dürften so leicht nicht in Erfüllung gehen.

Längst sind die Fußball-WM 2018 und die Rolle des DFB-Teams in Russland politisch vereinnahmt. Just in dieser Gemengelage kommt also Bundeskanzlerin Angela Merkel an diesem Sonntag ins WM-Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft nach Eppan, Südtirol.

Ehre dem DFB-Team: Ex-Bundespräsident Joachim Gauck, Mesut Özil und Kanzlerin Angela Merkel. (Foto: imago/Future Image)
Ehre dem DFB-Team: Ex-Bundespräsident Joachim Gauck, Mesut Özil und Kanzlerin Angela Merkel. (Foto: imago/Future Image)

Solche Besuche der Regierungschefin seien schon Gewohnheit, Merkel darüber hinaus ein großer Südtirol-Fan, erklärte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff.

DFB-Team repräsentiert Deutschland

Doch politische Brisanz birgt die Begegnung zwischen Merkel und dem DFB-Team stets, ist die Fußball-Nationalmannschaft schließlich ein viel beachteter Repräsentant von Deutschland.

Zum einen wird ein klärendes Gespräch zwischen Merkel und Gündogan sowie Özil erwartet. Schließlich berichtete nun die „F.A.Z.“, dass der in Gelsenkirchen geborene Gündogan gar nicht beide, sondern nur die deutsche Staatsbürgerschaft besitze.

Zum anderen wird erwartet, dass die Kanzlerin die Fußball-Stars auf die politischen Missstände in Russland hinweist, wo das politische System unter Präsident Wladimir Putin wieder autoritärer zu werden droht.

Angela Merkel bei deutscher Nationalmannschaft

Weiter schaut Merkel beim DFB-Team vorbei, da ist kein Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft gespielt. Dies ist insofern schwierig, da seit Jahren Spitzensportler aus weniger populären Sportarten mangelnde Wertschätzung durch die Politik beklagen.

So traf zwar Steinmeier die deutschen Olympioniken bei Olympia 2018 in Südkorea, der damals kommissarische Bundesinnenminister Thomas de Maiziere war jedoch ebenso wenig vor Ort, wie die Kanzlerin.

Und beim Finale der deutschen Eishockey-Cracks um Gold saß kein hochrangiger deutscher politischer Vertreter auf der Tribüne.

Polarisierender Besuch von Angela Merkel

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft dagegen wird schon vor dem Turnierstart in Russland beehrt. Nicht nur Gündogan, auch der DFB sind darum bemüht, politische Störungen bei der Mission „Titelverteidigung“ auszublenden.

Merkels Besuch noch vor der Fußball-WM 2018 kommt diesem Bestreben aber wohl kaum entgegen.

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